Camoeracensis Acrotismus seu rationes articulorum physicorum adversus Peripateticos Parisiis propositorum, Viterbergae, apud Zachariam Cratonem, 1588, in Jordani Bruni Nolani Opera latine conscripta publicis sumptibus edita. Recensebat F. Fiorentino, vol. I, pars I, Neapoli, apud Dom. Morano, 1879, pp. 53-190. Das Werk Camoeracensis acrotismus wurde von Giordano Bruno 1588 in Wittenberg bei dem Drucker Zacharias Krafft veröffentlicht. Der Begriff ‘acrotismus’ ist eine von Bruno selbst geprägte Neubildung durch Abwandlung des griechischen Titels der Physik des Aristoteles: Physiche akroasis. Der Titel bedeutet soviel wie Rede oder Lektüre am Collège de Cambrai in Paris, wobei mit ‘Rede’ zu verstehen ist, daß der Text in der Tat einer Zuhörerschaft vorgestellt wird. In der Tat stellt der Camoeracensis acrotismus eine Neuausgabe der Centum et viginti articuli de natura et mundo adversus Peripateticos dar, ein Werk, in dem Brunos gegen die aristotelischen Werke Physik und De caelo gerichteten Thesen von seinem Schüler Jean Hennequin und von Bruno selbst am 28. Mai 1586 in Paris anläßlich des ersten Treffens eines öffentlichen Disputs vorgelegt und verteidigt wurden. Der Disput sollte eigentlich auch in den darauffolgenden Tagen am Collège de Cambrai stattfinden, wurde jedoch aufgrund der heftigen Anfechtungen der radikalen Thesen Brunos schon im Laufe des ersten Treffens abgebrochen. Der Acrotismus unterscheidet sich von den Articuli dadurch, daß in ihm die diskutierten Artikel von huntertzwanzig auf achtzig reduziert worden sind – wobei einige Artikel zusammengezogen wurden –, aber auch dadurch, daß die Artikel jeweils mit rationes (Erklärungen) versehen sind, welche die Gründe für die Polemik gegen die Physik und die Kosmologie Aristoteles’ und der Peripatetiker darlegen und präzisieren sollen. (Von den achtzig Artikeln des Acrotismus erörtern die ersten fünfzig aristotelische Thesen aus der Physik, während die weiteren dreißig Artikel Thesen aus De caelo diskutieren). Der Text der Articuli de natura et mundo wird im Acrotismus von Widmungsschreiben an der König Heinrich III. von Frankreich, den Rektor und die Philosophen der Universität Paris eingeleitet, auf die eine umfangreiche einführende Rede – die von Jean Hennequin unterzeichnet, in Wahrheit aber von Bruno selbst verfaßt ist – unter dem Titel Excubitor folgt, im Sinne dessen (des Philosophen selbst), der dazu auffordert, sich aus der Trägheit der überlieferten Lehren aufzuraffen. Darauf folgen im Text ein Verzeichnis der gegen die Aristoteliker gerichteten Artikel und ein Verzeichnis der von Bruno verteidigten pythagorischen und platonischen Lehren. Auf die einleitenden Teile folgen dann die Artikel mit ihren ‘Erklärungen’. Der Camoeracensis acrotismus kann als Manifest der neuen Naturphilosophie und gleichzeitig als radikale Kritik an den Auffassungen Aristoteles’ und der Peripatetiker über die Natur auch in bezug auf eine ‘Ontologie’ angesehen werden. In diesem Sinne beruft sich Bruno hinsichtlich eines physischen Begriffs des Seienden und der einzigen, unendlichen Substanz außer auf die Platoniker auch auf die vorsokratischen Denker. Bruno sucht in diesem Werk einen Verbindungspunkt zwischen der vorsokratischen “antiqua vera filosofia” und den zeitgenössischen wissenschaftlichen Errungenschaften, besonders im Hinblick auf die kopernikanische Theorie. Hier klicken, um direkt zum Text zu kommen Anmerkung des Herausgebers Bei der Texttranskription sind ausgesparte Redeteile zwischen eckigen Klammern angegeben worden (z.B. “Ibi [Aristoteles] notat”); “j” wurde mit “i” wiedergegeben. |
The Camoeracensis acrotismus is a latin text containing Bruno's chief astronomical ideas already known through La cena de le Ceneri and De l'infinito. Bruno suggests a system even more anti-Aristotelian than in his preceding works. Since God is infinite, Bruno insisted, He must necessarily be |